In diesem Kapitel wollen wir uns mit den Verben im Japanischen beschäftigen.

Es wird für viele Lernende eine Erleichterung sein: japanische Verben werden nicht konjugiert, es gibt bloß zwei Tempi und es wird nicht zwischen Genus oder Numerus unterschieden, genau wie bei Nomen. Um es noch einmal etwas umgangssprachlicher zu formulieren: japanische Verben steht immer im Infinitiv, also in der Grundform (fahren, gehen, laufen etc.) und werden nicht verändert (es gibt also kein: ich laufe, du läufst etc., sondern nur eine Art: ich laufen, du laufen etc.). Ebenso unterscheidet man nicht zwischen Singular und Plural (ich laufe, wir laufen, ihr lauft –> ich laufen, wir laufen, ihr laufen) und auch nicht zwischen den Geschlechtern der Sprechenden (was z. B. im Französischen oder Russischen zum Teil gemacht wird). dieser Umstand macht es sehr einfach, zumindest die Grundlagen der japanischen Sprache zu erlernen.

In den vorigen Kapiteln haben wir gelernt, dass es im Japanischen (zumindest, wenn man die Grundlagen betrachtet) die strenge Regel: „Subjekt, Objekt, Prädikat“ gibt. Das Verb, in seiner Grundform, steht also immer als letztes im Satz (Ausnahme: Die Endung für Fragen: ka, die wir gelernt haben und einige weitere Endungen, die eine bestimmte Betonung setzen).

Beschäftigt man sich etwas tiefgehender mit der japanischen Sprache, merkt man, dass Verben es doch in sich haben, nämlich dadurch, dass es für jedes Verb mehrere „Stufen“ gibt. Diese Stufen drücken die Position des Sprechenden aus: spreche ich mit meinem Chef benutze ich eine andere Stufe eines Verbs (nämlich eine bescheidene), als wenn ich mit meiner besten Freundin spreche (meist umgangssprachlich). Spreche ich über meinen Chef, so spreche ich mit Respekt. Die Verben und ihre Stufen zu erlernen ist kein großes Problem, schwieriger wird es herauszufinden, wann man welche Stufe benutzt. Aber das kümmert uns zunächst nicht.

Womit wir uns in diesem Kurs beschäftigen, sind die beiden Grundformen:

der Infinitiv (Endung mit u)

die masu-Form (Endung mit masu)

Zuvor hatte ich bereits erklärt, dass die Form, die man in Wörterbüchern findet, zumeist die Grundform oder auch Normalform (oft auch Einfachform) ist, und zwar die, die mit u (etwas präziser: mit -ru, -su, -tsu etc.) endet. Diese Form ist sehr umgangssprachlich und wird fast ausschließlich unter guten Freunden, aber auch in der Literatur verwendet (in Geschichten, in Zeitungsartikeln etc.). Wie ich bereits gesagt habe, werden wir hier zunächst immer die masu-Form benutzen, da diese sowohl unter Freunden, als auch in allen anderen Situationen benutzt werden kann. Da es oft schwer ist zu unterscheiden, wann man wirklich „Freund genug ist“, um die Einfachform zu benutzen, greift man am besten immer auf die masu-Form zurück, denn mit dieser kann man praktisch nichts falsch machen.

Dazu kommt, dass die masu-Form die einfachste Form ist.

Im Japanischen wird zwar nicht konjugiert, das Verb kann aber in 4 verschiedenen Formen stehen:

Präsens (Gegenwart) positiv: ich sehe fern

Präsens negativ: ich sehe nicht fern

Präteritum/Perfekt (Vergangenheit) positiv: ich sah fern

Präteritum/Perfekt negativ: ich sah nicht fern

Im Gegensatz zum Deutschen verändert sich in der Vergangenheit nicht die Form, sondern das Verb. Im Deutschen benutzt man das Präteritum, um eine Handlung in der Vergangenheit zu beschreiben: ich sah. Das Perfekt benutzt man, wenn eine Handlung in der Vergangenheit stattfand und bereits abgeschlossen ist: ich habe gesehen. Dann gibt es noch das Plusquamperfekt, das man benutzt, wenn man etwas getan hat, noch bevor man etwas anderes in der Vergangenheit erledigt hat: ich hatte gesehen, bevor ich etwas anderes tat.

Im Japanischen gibt es keine solche Unterscheidung in der Zeit – aber es gibt eine Unterscheidung im Verb. Wie mit den vorhin erwähnten Stufen, gibt es für viele Verben eine Art „Zwilling“. Der eine Zwilling übernimmt die Rolle des Präteritums (sah, kam, ging etc.), der andere die des Perfekts (habe gesehen, bin gekommen, bin gegangen etc.). Die Unterscheidung ist äußerst wichtig und ein weiterer Punkt, wieso die Sache mit den Verben doch nicht ganz so einfach ist. Darauf kommen wir aber erst später zu sprechen.

In dieser Lektion beschäftigen wir uns zunächst mit den 4 wichtigen Formen des Verbs. Als Beispiel nehmen wir sehen: みる bzw. みます.

Präsens (Gegenwart) positiv: テレビをみます

Präsens negativ: テレビをみません

Präteritum/Perfekt (Vergangenheit) positiv: てれびをみました

Präteritum/Perfekt negativ: テレビをみませんでした

Anhand der masu-Form lässt sich die Veränderung des Verbs leicht erklären:

Um aus einem positiven Satz einen negativen zu machen, nimmt man in diesem Fall die Endung „-su“ und macht daraus ein „-sen“. Dies funktioniert mit jedem Verb in der masu-Form. Um aus der Gegenwart in die Vergangenheit zu wechseln, nimmt man wieder das „-su“ und macht daraus ein „-shita“. Um die negative Vergangenheit zu benutzen, nimmt man zunächst die negative Gegenwart und hängt ein „deshita“ dran. Das funktioniert bei allen Verben der masu-Form UND auch bei allen Verben, die in der Einfachform stehen. Kennt man die negative Form eines Verbs, so ist die negative Vergangenheit also ein Kinderspiel.

Wie Ihr in den letzten Lektionen wohl bemerkt habt, gibt es unter den Adjektiven auch solche, die quasi aus einem Nomen gebildet werden. Auch bei Verben ist dies der Fall. Im Japanischen gibt es viele Verben für Tätigkeiten, allerdings hat sich die Sprache über einen langen Zeitraum hinweg entwickelt und es kamen immer wieder neue Tätigkeiten hinzu, für die es im klassischen Japanisch einfach keine Worte gab. Man erfand also Nomen (z. B. für Einkäufe – kaimono) und machte daraus ein Verb, in dem man „machen“ dahinter setzte: kaimono suru = einkaufen (Einkäufe machen). Das macht man übrigens auch oft im Deutschen, wenn es kein passendes Verb gibt. Auch bei diesen Verben gibt es eine bestimmte Menge, bei denen das möglich ist. Man kann natürlich nicht aus jedem Nomen ein Verb machen (wie man auch nicht aus jedem Nomen ein Adjektiv machen kann). Die Umformung ist aber denkbar einfach: denn man verändert nur das „machen“, also „suru“. Die masu-Form von suru ist „shimasu“. „suru“ ist unregelmäßig, ebenso wie „kuru“, aber dazu später mehr.

Um das Erlernen der Verben etwas einfacher zu gestalten, gibt es zunächst nur Aufgaben mit Verben in der masu-Form, damit Ihr die Umformung über und Euch merken könnt. Denn im Japanischen gibt es bei der Einfachform des Verbs verschiedene Endungen, sodass auch die Umformung in Vergangenheit und Negation bei jeder Endung eine andere ist. Zwar gibt es nur zwei unregelmäßige Verben, dennoch muss man sich die Umformungen erst einmal merken. Da wir uns aber zunächst nicht mit Grammatik beschäftigen, für die die Einfachform wichtig ist, lernt Ihr in dieser Lektion auch erst einmal nur die masu-Form.

Da auch die Umformung von Einfach- in masu-Form nicht ganz einfach ist, im Grunde aber ebenso funktioniert, wie die Umformung in Vergangenheit etc. verlegen wir auch diese Angelegenheit in ein anderes Kapitel.

In den Hausaufgaben schreiben ich die Verben in masu-Form und die Einfachform dazu. Wer will, kann beide Formen in Kombination auswendig lernen, es könnte dann später leichter fallen, die Umformung zu lernen.

Hausaufgaben:

1. Schreibe folgende Verben zusätzlich in negativ, Vergangenheit positiv und Vergangenheit negativ auf.

いきます (von iku – gehen)

します (von suru – machen)

ききます (von kiku – hören oder auch fragen)

まちます (von matsu – warten)

あけます (von akeru – öffnen)

たべます (von taberu – essen)

のみます (von nomu – trinken)

かいます (von kau – kaufen)

うまれます (von umareru – geboren werden)

はいります (von hairu – hineingehen, eintreten)

べんきょう します (von benkyou suru – lernen)

そうじ します (von souji suru – aufräumen)

よみます (von yomu – lesen)

 

2. Schreibe in Romaji oder Hiragana. Übersetze mithilfe von Wadoku.

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3. Übersetze die folgenden Sätze ins Deutsche oder Japanische.

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